NEUE DEUTSCHE BIOGRAPHIE | NDB |
Musterartikel aus Bd. 20 (2001), S. 608 f.
Polotsky, Hans Jakob, Ägyptologe, Semitist, * 13. 9. 1905 Zürich, 10. 8. 1991 Jerusalem. (jüd.)
V Abraham, aus Acmescet (Krim); M Esther Rode, emigrierte 1937; Schw Maria (oo Walter Bruno Henning, 1908-1967, Prof. f. zentralasiat. Stud. an d. Univ. of California, Berkeley, s. Iranist. Mitt. 2, 1968, S. 86-92; W. B. H. memorial vol., 1970; BHdE II), emigrierte ebenfalls 1937; oo 1936 Julia (Yafa) Kahansky (* 1914 od. früher), aus J.; 1 S.
Nach einem Aufenthalt der Familie auf der Krim kam P. 1907 nach Karlsruhe
und 1911 nach Berlin, wo er das Gymnasium am Grauen Kloster besuchte. Bereits
während seiner Schulzeit eignete er sich die wichtigsten europ. und
oriental. Sprachen an und begann 1924 an der Univ. Berlin bei Kurt Sethe
(1869-1934) mit dem Studium der Ägyptologie. Nach zwei Semestern ging
er nach Göttingen, um bei dem Semitisten Mark Lidzbarski (1868-1928),
dem Neutestamentler und Septuaginta-Forscher Alfred Rahlfs (1865-1935)
und dem Ägyptologen Hermann Kees (1886-1964) zu studieren. 1928 wurde
P. mit der Arbeit „Zu den Inschriften der 11. Dynastie“ (1929, Nachdr.
1964) promoviert. Aus seiner Tätigkeit an dem Septuaginta-Unternehmen
(1926-30) erwuchs seine Beschäftigung mit dem Koptischen. Seit 1930
wieder in Berlin, befaßte P. sich mit den manichäischen Handschriften
in kopt. Sprache aus der Papyrussammlung der Staatl. Museen in Berlin (Ein
Mani-Fund in Ägypten, in: SB d. preuß. Ak. d. Wiss., phil.-hist.
Kl., 1933, S. 4-90, Tafel 1-2, mit Carl Schmidt) und aus der Sammlung A.
Chester Beatty (Manichäische Homilien, 1934). Die Ausgabe der kopt.
Kephalaia wurde später von Alexander Böhlig (1912-96) fortgesetzt
(Kephalaia, 1. Hälfte, Lfg. 1-10, bearb. v. H. J. P. u. A. Böhlig,
1934-40).
1933 folgte P. einem Ruf auf die Hebr. Univ. Jerusalem, wo er als „instructor
in Egyptology“ und 1951-82/83 als o. Professor Ägyptologie und Semitistik
lehrte. Hier setzte er seine kopt. Studien fort (Études de syntaxe
copte, 1944; Grundlagen d. kopt. Satzbaus, [1.] u. 2. Hälfte, 1987-90)
und befaßte sich insbesondere mit neueren semit. Sprachen Äthiopiens
(wie Amharisch, Tigrinisch u. Gurage, s. Notes on Gurage grammar, 1951)
sowie mit neusyr. Dialekten. Den größten Ruhm brachten ihm seine
Studien des klassischen Ägyptisch (Egyptian tenses, Proceedings of
the Israel Ac. of Sciences and Humanities, II/5, 1965). Seine Behandlung
der Syntax gilt in der Ägyptologie als ‘Standardtheorie’. Zwei seiner
elementaren Konzepte sind im Titel der Arbeit „Nominalsatz und cleft sentence
im Koptischen“ (Orientalia 31, 1962, S. 413-30) genannt. P. war 1952 Gastprofessor
für Ägyptologie in Chicago (Oriental Inst.), 1959/60 in Providence
(Brown Univ.) 1967/68 in Kopenhagen, 1985 in Yale und 1990 in Berlin. In
Israel hat er durch seine zahlreichen Schüler eine Generation von
Ägyptologen und Semitisten geprägt. - Mitgl. d. Dän. Ak.
d. Wiss., d. Niederländ. Ak. d. Wiss., d. British Ac. u. d.. School
of Oriental and African Studies; Ehrenmitgl. d. Royal Asiatic Soc.; Gründungsmitgl.
d. Isr. Ac. of Sciences and Humanities; Isr. Prize Hums. (1966); Dr. h.
c. (Dropsie College, Philadelphia; Manchester Univ.).
W Manichäismus, in: Pauly-Wissowa, Realenc. d. class. Altertumswiss., Suppl. 6, 1935, Sp. 241-72; Collected Papers, 1971 (W-Verz.); Ausgew. Briefe, hg. v. E. Ullendorff, 1992; From emperor Haile Selassie to H. J. P., hg. v. dems, 1995. - Autobiogr.: Ïggeret ha-Aqademijâ hal-le'ummît ha-Jisra'elît lam-madda'îm / Newsletter of the Israel Ac., 1992, 10.
L FS: Studies in Egyptology and Linguistics, hg. v. H. B. Rosén, 1964; Studies presented to H. J. P., hg. v. D. W. Young, 1981; Lingua sapientissima, hg. v. J. D. Ray 1987; cIjjûnîm be-ciqvôt mifcalô šel Pôlôsqî, 1988 (W-Verz.); - R. Katz, Philolog. Frühbegabung, 1957, S. 97; E. Ullendorff, in: Studia orientalia memoriae D. H. Baneth dedicata, 1979, S. 7-13; ders., The two Zions, Oxford 1988, S. 81-86; - Nachrufe: A. K. Irvine, E. Ullendorff, Y. Bronowski, in H. J. P., Ausgew. Briefe (s. W), 1992, S. 9-11, 133-38; S. Hopkins, in: Rassegna di studi etiopici, 34, 1990 (1992), S. 115-25; A. Shisha-Halevy, in: Orientalia, 61, 1992, S. 208-13 (P); A. Böhlig, in: Manichaean Studies Newsletter, 10, 1992, S. 4-11; J. Osing, in: Zs. f. ägypt. Sprache u. Altertumskde., 120, 1993, S. III-V (P); E. Ullendorff, in: Journal of the Royal Asiatic Soc., 3. ser., 4, 1994, S. 3-13; A. Shisha-Halevy, in: Orientalia 61, S. 208-13; G. Goldenberg, in: Zixrônôt ha-Aqademijâ lal-lašôn ha-civrît / Proceedings of the Academy of the Hebrew Language, 38-40, 1990/91-93 (1994), S. 199-202; The Times v. 14. 8. 1991; - BHdE II; W. R. Dawson, E. P. Uphill, M. L. Bierbrier, Who was Who in Egyptology, 31995 (P).
Rainer Voigt
Quelle: http://www.ndb.badw-muenchen.de/NDB_Musterartikel_Polotsky.htm
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Stichtag: 1. 7. 2000
Seite erstellt: 29. 11. 2000
Letzte Änderung: 29. 11. 2000
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Seite erstellt: 11. 11. 2000
Letzte Änderung: 15. 7. 2002
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